Stimmen aus der Branche: Georg J. Oborny, Clivet GmbH / Christin Roth-Jäger, Roth Werke GmbH / Marijn van Diessen, STX Group.
Drei Fragen – Drei Meinungen
Interviews
Mittwoch, 01.11.2023
1. Das „KlimaJournal“ steht dieses Mal unter dem Leitmotiv „Verantwortung“. Was bedeutet der Begriff für Sie persönlich sowie für die Wertschöpfungskette von Unternehmen?
Georg J. Oborny: Zuallererst bedeutet Verantwortung den Schutz unseres Planeten. Der Slogan von Clivet lautet „Komfort für den Planeten und die Menschen“. Unser Ziel ist, Lösungen zu entwickeln, die den Menschen in Gebäuden, in denen wir arbeiten, leben und unsere Freizeit verbringen, ein Höchstmaß an Wohlbefinden bieten und gleichzeitig unseren Planeten schützen.
Die Wärmepumpentechnologie, die unseren Produkten zugrunde liegt, ermöglicht es, unsere Gebäude zu heizen und zu kühlen, indem sie die in Luft, Wasser und Boden enthaltene indirekte Sonnenenergie nutzt. Sie verbrennt keine fossilen Brennstoffe und stößt daher weder CO2 noch andere Schadstoffe aus. Auf diese Weise können wir zur Verringerung der Umweltverschmutzung und des Primärenergieverbrauchs beitragen. Auch bei den Kältemitteln sind wir ständig auf der Suche nach Lösungen, die die Umweltbelastung verringern, indem wir Kältemittel wie R32 verwenden und natürliche Kältemittel wie R290 erproben.
Christin Roth-Jäger: Wir sind uns der unternehmerischen Verantwortung für unsere Belegschaft, unsere Geschäftspartner sowie für die Regionen, in denen wir tätig sind, bewusst. Umwelt- und Ressourcenschutz sind zentrale Kriterien beim Entwickeln aller Produkte, Services und Prozesse. Unser ambitioniertes Klimaschutzprogramm steht im Mittelpunkt der Roth Nachhaltigkeitsstrategie.
Konkrete Beispiele: Bereits seit 2010 sind die Standorte Buchenau und Wolfgruben nach dem europäischen Umweltmanagement- und Auditierungssystem (EMAS) zertifziert. In Wolfgruben produzieren wir seit 2017 klimaneutral – trotz der energieintensiven Kunststoffverarbeitung. Was die Wertschöpfungsketten betrifft, so hatten wir bereits vor Pandemie und Ukraine-Krieg einen klaren Fokus auf Europa. Auch unsere hohe Fertigungs- und somit Wertschöpfungstiefe erweist sich nun als Vorteil. Die langen Lieferwege zunehmend zu hinterfragen, ist auch aus Gründen der Nachhaltigkeit sehr begrüßenswert.
Marijn van Diessen: Für mich bedeutet Verantwortung, die Konsequenzen des eigenen Handelns in vollem Umfang anzuerkennen, zu akzeptieren und sich zu bemühen, so zu handeln, dass andere davon profitieren. Wenn es um die Umwelt geht, bedeutet dies, die negativen Auswirkungen bestimmter Aktivitäten auf unseren Planeten anzuerkennen. Wir als Menschheit haben diese Auswirkungen schon immer ignoriert. Zunächst, weil wir sie nicht gut genug verstanden haben, aber jetzt, da wir sie verstehen, ist es an der Zeit, dass wir diese Verantwortung übernehmen.
STX sieht Umweltmärkte, die einen Preis für Kohlenstoffemissionen/-reduzierungen festlegen, als eine Notwendigkeit für uns als Gesellschaft, diese Verantwortung in großem Umfang zu tragen.
2. Bitte erläutern Sie kurz, wie Ihre Institution verantwortungsvoll nach außen handelt und dies auch dokumentiert. Zum Beispiel durch Produkte und Services, gesellschaftliches Engagement sowie nachhaltiges Wirtschaften?
Georg J. Oborny: Die Innovationsfähigkeit von Clivet unterstützt, dass wir seit 1996 die Normen der ISO 9001 übernehmen. Das garantiert ein Qualitätsmanagement, das die Prozesse auf das Verbessern der Wirksamkeit und Effizienz der Organisation sowie auf die Zufriedenheit der Kunden ausrichtet. Für das Konzipieren und Realisieren innovativer, umweltfreundlicher Lösungen setzten wir auf Forschung und Entwicklung: Im Mai 2023 wurde ein neues Clivet-Midea R&D HUB zusammen mit Büros von Clivet in Mailand eingeweiht. Ein weiteres F&E-Zentrum wird im Laufe des Jahres in Padua eröffnet – Schwerpunkt Produktentwicklung von Wärmepumpen.
Clivet arbeitet in seiner mechanischen Fertigung mit der neuesten Generation von Maschinen, mit ungiftigen und umweltfreundlichen Legierungen für das Löten sowie die Isolierung. Zudem kommen ausschließlich Gase, die den strengsten europäischen Normen entsprechen, und die besten auf dem Markt erhältlichen Komponenten zum Einsatz.
Christin Roth-Jäger: Der politischen Forderung nach einem höheren Maß an Energieautarkie können wir mit innovativen Produkten und Services bereits entsprechen. Beispielsweise im Bereich der Wärmepumpen-Komplettsysteme in Verbindung mit Flächenheizung und -kühlung, im Bereich der Wasserstofftechnologien oder bei unseren vielfältigen Behältersystemen.
Wir haben an fast allen Standorten – trotz Corona-Pandemie und deren Folgen – neue Arbeitsplätze geschaffen. Mit einer hohen Ausbildungsquote, einer engen Zusammenarbeit mit Schulen und Bildungsträgern sowie attraktiven Modellen für die Beschäftigten haben wir frühzeitig die Weichen gegen einen möglichen Fachkräftemangel gestellt. Unsere unternehmerische Verantwortung und unser Selbstverständnis als starker Akteur in der Region spiegelt sich auch in unserem gesellschaftlichen Engagement – sei es bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, in Sport, Kultur oder Brauchtumspflege.
Marijn van Diessen: Wir setzen uns weltweit für eine verantwortungsvollere Art des Wirtschaftens ein. Ein Beispiel dafür ist unsere Zusammenarbeit mit Biomethanherstellern bei einer neuen Biogasfabrik, in der Gülle, die Methan in den Himmel entweichen lässt, umgewandelt werden kann, um den Verkehrssektor anzutreiben oder um als Ausgangsstoff für den Chemiesektor zu dienen. Wir finanzieren das Projekt und verschaffen Zugang zu den Forderungen der Unternehmen.
Ein weiteres Beispiel ist unser Einfluss auf den Markt für Energieattribut-Zertifikate (EACs). Indem wir Käufer und Verkäufer zusammenbringen und dafür sorgen, dass die Käufer ihre Möglichkeiten zum Kauf von Ökostrom verstehen, tragen wir zum Funktionieren der Märkte für erneuerbare Energien bei. Wir sind davon überzeugt, dass alle unsere Engagements einen positiven Einfluss auf die Energiewende haben. So wollen wir das Erbe dieser Generation verändern und uns für ökologische und soziale Verantwortung einsetzen.
3. Wofür und in welcher Form übernimmt Ihre Organisation intern besondere Verantwortung – Gesundheit der Mitarbeitenden, effektive Prozesse, zukunftsfähige Unternehmenskultur, ...?
Georg J. Oborny: Clivet investiert kontinuierlich in Nachhaltigkeit. Unser Werk in Feltre besitzt eine PV-Anlage, die 30 Prozent des Energiebedarfs deckt. Die Klimaanlagen laufen mit Jahreszyklus, auch in den Produktionsbereichen. Sie sind mit Lufterneuerungs- und -reinigungssystemen ausgestattet. Das HUB in Mailand ist LEED-Gold zertifiziert. Das im Bau befindliche neue Werk folgt ebenfalls strengen Regeln für Energieeffizienz, Wohlbefinden und Nachhaltigkeit.
Seit Gründung der Niederlassung in Norderstedt befindet sich Clivet auch in Deutschland auf Wachstumskurs. Wir legen großen Wert darauf, für unsere Mitarbeiter ein Umfeld zu gestalten, welches einen eigenverantwortlichen und respektvollen Umgang miteinander unterstützt. Flexibles Gestalten der Arbeitsabläufe und -zeiten gehören genauso dazu, wie die Möglichkeit, sich in die Wachstumsstrategien mit eigenen Ideen einzubringen. Wir sind stolz darauf, als ein Team zu denken und auch so zu handeln.
Christin Roth-Jäger: Unsere Unternehmensgrundsätze beruhen auf den Begriffen „familiär“, „dynamisch“ und „verantwortungsvoll“: Keine Lippenbekenntnisse, sondern gelebter betrieblicher Alltag. Als Unternehmerfamilie in der dritten Generation sind wir für das Team Roth ansprechbar und können losgelöst von Hierarchien schnell, flexibel agieren. Mit den Beschäftigten haben wir einen „Code of Conduct“ erarbeitet und uns somit auf ein faires, integeres Miteinander verständigt – das gilt natürlich auch für die Zusammenarbeit mit Kunden, Lieferanten und Entwicklungspartnern.
Unser Antrieb ist es, die Bedürfnisse und Wünsche unserer Kunden noch besser zu erfüllen. Indem wir proaktiv ständig daran arbeiten, unsere Produkte und Services besser zu machen, entfalten wir die Dynamik, die es braucht, um als mittelständisches Unternehmen erfolgreich zu sein. Verantwortungsvolles Wirtschaften und Erfolg schließen sich also keineswegs aus, sondern bedingen sich gegenseitig.
Marijn van Diessen: Wir kümmern uns um unsere Arbeitskräfte, sonst gäbe es kein Unternehmen zu führen. Wir verwenden eine inklusive Sprache, damit sich jeder willkommen fühlt. Wir konzentrieren uns auch auf das Wohlbefinden unserer Mitarbeitenden, sei es geistig, körperlich oder finanziell, und bieten Zugang zu persönlichem und Team-Coaching. Außerdem fördern wir sportliche Aktivitäten, indem wir Personal Trainer:innen engagieren. Die Förderung eines gesunden Lebensstils bedeutet auch, dass wir in unseren Büros gesunde Snacks und Getränke anbieten. Wir glauben an die Kraft der Menschlichkeit, weshalb der Mensch im Mittelpunkt unserer unternehmerischen Verantwortung steht.
Wir glauben auch an die Vorbildfunktion. Wir werden Ende dieses Jahres in ein neu erbautes Net-to-Null-Bürogebäude in Amsterdam umziehen und kompensieren damit den CO2-Fußabdruck unserer Mitarbeitenden. Das hilft uns, den CO2-Fußabdruck, den wir insgesamt hinterlassen, zu minimieren.
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