Basiswissen

Biodiversität dank Technologie

Nachhaltiges Handeln messen und dokumentieren

Mittwoch, 07.08.2024

Die direkten Folgen des Klimawandels sind überall zunehmend zu spüren.

Die Wechselbeziehung zwischen Flora und Fauna ist entscheidend, um eine gesunde und ausgewogene Umwelt aufrechtzuerhalten.
Quelle: 3Bee
Die Wechselbeziehung zwischen Flora und Fauna ist entscheidend, um eine gesunde und ausgewogene Umwelt aufrechtzuerhalten.

Das europäische „Nature Tech“-Unternehmen „3Bee“ will Unternehmen in Deutschland ermöglichen, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Was bereits in Italien erfolgreich an 123 Orten mit insgesamt 40.000 Hektar geschehen ist, wird jetzt auch hier eingeführt: Biodiversitäts-Oasen in Verbindung mit modernster Technologie für mehr Artenvielfalt und Klimaschutz. Wie gestaltet sich das Ganze konkret?

Biodiversität ist die Summe aller Lebensformen auf unserem Planeten: von den kleinsten Organismen bis zu majestätischen Bäumen, von fleißigen Insekten bis zu faszinierenden Raubtieren, von mikroskopischen Zellen bis zu den komplexen Ökosystemen, in denen sie sich entwickeln. Biodiversität spielt eine unverzichtbare Rolle beim Aufrechterhalten der grundlegenden ökologischen Funktionen.

Es wird geschätzt, dass weltweit etwa 87,5 Prozent der wilden Pflanzen (rund 308.000 Arten) für ihre Fortpflanzung von der Tierbestäubung abhängen. Zusätzlich sind rund 75 Prozent der Nahrungspflanzen direkt auf die unermüdliche Arbeit von bestäubenden Insekten angewiesen. Diese sind jedoch zunehmend durch die Folgen des Klimawandels, den Verlust von Lebensräumen und andere Bedrohungen gefährdet. Ohne die Insekten würde das Gleichgewicht der Ökosysteme unseres Planeten und folglich das Lebensumfeld für Menschen schwerwiegend beeinträchtigt. Daher ist es wichtig, zum Schutz von Flora und Fauna beizutragen.

Beispiel für eine Biodiversitäts-Oase von „3Bee“, hier in Gaminara (Pavia), Italien.
Quelle: 3Bee
Beispiel für eine Biodiversitäts-Oase von „3Bee“, hier in Gaminara (Pavia), Italien.
Anpflanzen nektarhaltiger Bäume.
Quelle: 3Bee
Anpflanzen nektarhaltiger Bäume.

Mission und Werkzeuge

In diesem Zusammenhang ist „3Bee“, ein Unternehmen der „Nature Tech“, 2016 entstanden und entwickelt Technologien zum Schutz der Biodiversität sowie das Regenerationsprojekt „Biodiversity Oasis“. Die Biodiversitäts-Oasen sind städtische und agroforstwirtschaftliche Lebensräume, die in Gebieten mit geringer Biodiversität geschaffen werden, um ein erster Schritt in Richtung Klimaresilienz zu sein. Es gilt, Natur und Technologie zur Regeneration der jeweiligen Gebiete zu verschmelzen.

Die „Biodiversity Oases“ von „3Bee“ spielen eine wesentliche Rolle beim Fördern von Naturschutz, ökologischem Gleichgewicht und der Resilienz des Ökosystems: Nektar produzierende Pflanzen werden dort gepflanzt, wo einst eine landwirtschaftliche Wüste war, um Nahrung für bestäubende Insekten zu bieten. Die regenerierten Hektar der Oasen werden dann mit „3Bee“-Technologie gemessen, um ein kontinuierliches Verbessern des dortigen Vegetationsindex („Normalized Difference Vegetation Index“, NDVI – normierter differenzierter Vegetationsindex) zu gewährleisten. Die Oasen sind auch Räume für soziale Zusammenkünfte, die die Aufmerksamkeit für das Thema durch Sensibilisierungspfade verbessern.

Das Ziel von „3Bee“ besteht darin, die Anzahl der geschaffenen Biodiversitäts-Oasen innerhalb von zwei Jahren deutlich zu erhöhen, von 250 auf 10.000. Das kann durch das Engagement und den Beitrag von „Biodiversitäts-Gärtnern“ erreicht werden – hauptsächlich landwirtschaftliche Unternehmen, die die Pflege und Verwaltung der Oasen übernehmen, aber auch Forschungspartner und Unternehmen, die eine aktive Rolle beim Schutz der Biodiversität spielen wollen.

Seit seiner Gründung hat „3Bee“ verschiedene Technologien für den Schutz der Biodiversität entwickelt, insbesondere das „Element-E“-Protokoll: Der Ansatz basiert auf moderner Technik und Partnerschaften mit renommierten Universitäten und Forschungszentren. Seine erste Phase ist die „Flora-Technologie“, die in Zusammenarbeit mit der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) entwickelt wurde. Es handelt sich dabei um Software, die künstliche Intelligenz und Satellitenbilder verwendet, um das Studiengebiet zu kartieren und die potentielle Biodiversität des Lebensraums und ihre Eignung für Bestäuber abzuschätzen.

Die zweite Phase konzentriert sich auf „Spectrum“, einen „Internet-of-Things“-Sensor (IoT – „Allesnetz“), der als „elektronisches Ohr“ fungiert und im Untersuchungsgebiet platziert wird. Das automatische Zählsystem für Wildtiere – vor allem bestäubende Insekten – nutzt künstliche Intelligenz, um Tierarten zu erkennen. Es erfasst zum Beispiel die Menge und Arten von Bestäubern vor Ort. Denn Dank des Flügelschlags gibt jeder Bestäuber eine charakteristische Schallwelle ab, die von dieser Technologie erfasst wird, um ihre Häufigkeit zu bewerten. Das „Element-E“-Überwachungsprotokoll sammelt die Daten. Eine akkreditierte Drittpartei validiert sie.

„Spectrum“, der Sensor für Wildtiere.
Quelle: 3Bee
„Spectrum“, der Sensor für Wildtiere.

Biodiversitätskredite und Nachhaltigkeitsberichterstattung

Dank des „Element-E“-Protokolls wurde „3Bee“ im Jahr 2023 vom Europäischen Innovationsrat (EIC) im Rahmen seines „EIC Accelerator“ für das Entwickeln der ersten zertifizierten Biodiversitätskredite ausgewählt. Der „EIC Accelerator“ ist ein Förderprogramm, im Rahmen von „Horizon Europe“, für hochrisikoreiche Innovationen von Start-ups sowie kleine und mittelgroße Unternehmen.

Der fortschrittliche Ansatz von „3Bee“ für Biodiversitätskredite reagiert auf die zunehmende Anzahl von Fällen, die der Richtlinie über die nichtfinanzielle Berichterstattung (NFRD) – nach dem Veröffentlichen der neuen „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (CSRD) zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen – unterliegen. Ziel der Kredite ist, das strategische Management von Umwelt-, Nachhaltigkeits- und Sozial-Themen („Environmental, Social and Corporate Governance“ (ESG); Umwelt-, Sozial- und Regierungs-, Amts- oder Unternehmensführung) zu unterstützen. Ebenso gilt es, die Auswirkungen unternehmerischen Handelns auf die Regeneration der Biodiversität objektiv zu überprüfen und zu quantifizieren. Organisationen werden so in der Lage sein, die Biodiversität an ihren Produktionsstandorten und in ihren Lieferketten zu überwachen und zu verbessern. Das heißt, Förderer einer zuverlässigen Kompensation zu sein. In diesem Kontext ermöglicht das „Element-E“-Protokoll das Überwachen und Quantifizieren der Auswirkungen von Regenerationsprojekten. Dies wurde in Übereinstimmung mit dem neuen europäischen Regelwerk entwickelt, das Unter-nehmen verpflichtet, ihre Auswirkungen für ESG-Berichterstattung zu bewerten.

Nach der Ankündigung des EIC wird „3Bee“ das „Element-E“-Protokoll auf insgesamt 250 Standorte in vier europäischen Staaten anwenden – Italien, Frankreich, Deutschland, Spanien. So lässt sich die Methodologie in verschiedenen klimatischen und geografischen Gebieten wissenschaftlich validieren. Ziel ist, Biodiversitätskredite innerhalb von zwei Jahren auf den Markt zu bringen. Der Ansatz von „3Bee“ für den Schutz der Biodiversität, basierend auf Daten und Technologie, stellt damit einen bedeutenden Schritt hin zum Erreichen der EU-Biodiversitätsstrategie dar: Es gilt hierbei auch, Transparenz, Zuverlässigkeit und Skalierbarkeit sicherzustellen. Für die „Natur-Technologie“ geht die Technik daher über die Feldsensoren hinaus: dank der täglichen Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen, die Zugang zu wichtigen Datenbanken bieten – wie den Satelliten der ESA. Die Technologie ist ein nützliches Mittel zum Untersuchen des Gesundheitszustands der Biodiversität. Darüber hinaus hat speziell die Biene eine fundamentale Rolle: Sie ist der erste Indikator für Umwelt-Biomonitoring, den „3Bee“ auf verschiedene Weisen studiert und von dem wesentliche Daten für die weitere Forschung ausgehen.

Eine weitere von „3Bee“ entwickelte Technologie ist „Polly X“, ein Refugium für einsame Bienen (Osmia). Die Technik überwacht zudem die Luftqualität und sammelt essenzielle Daten zur Anwesenheit von Schwermetallen, Pestiziden und Feinstaub in der Atmosphäre.
Quelle: 3Bee
Eine weitere von „3Bee“ entwickelte Technologie ist „Polly X“, ein Refugium für einsame Bienen (Osmia). Die Technik überwacht zudem die Luftqualität und sammelt essenzielle Daten zur Anwesenheit von Schwermetallen, Pestiziden und Feinstaub in der Atmosphäre.

Wissenschaftlicher Partner

Als schneller und von der EU anerkannter wissenschaftlicher Partner arbeitet „3Bee“ nicht nur mit Unternehmen zusammen, sondern auch mit Forschungszentren, Schulen, Landwirten, Gärtnern, Gemeinden und Bürgern, um die Bedeutung des Schutzes und der Regeneration der Biodiversität zu fördern. Bis heute hat „3Bee“ Projekte für mehr als 500 Unternehmen in zehn Ländern umgesetzt, die sich dafür entschieden haben, konkret zum Schutz der Biodiversität beizutragen. Deren ESG-Kriterien basieren auf dem Nachweis einer positiven sozio-ökologischen Wirkung. Das gilt nicht nur für Technologie zum Überwachen von Bienenstöcken von Honig-/Wildbienen, sondern auch für das Pflanzen nektarproduzierender Wälder, um im Laufe der Zeit Nektarreserven anzulegen. Dies kompensiert auf natürliche Weise den Mangel an Vorräten und Nahrung für Bienen und Bestäuber. Gleichzeitig werden mehr Biodiversitäts-Oasen zum Nutzen unseres Ökosystems geschaffen. Großflächige Aufforstungen erhöhen auch den Grundwasserspiegel, Bäume halten durch ihr Laub die Erde feucht, ihre Wurzeln stabilisieren den Boden. Darüber hinaus speichern Bäume Kohlendioxid und tragen so zum globalen Klimaschutz bei.
[Niccolò Calandri, CEO, Lisa Santillo, Communications Manager / 3Bee S.R.L / 20122 Milano, Italy / press@3bee.com]

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