2. Ihre Institution richtet sich an unterschiedliche Marktakteure. Welche Vorteile und Möglichkeiten verbinden Sie mit dem interdisziplinären Netzwerk-Gedanken, insbesondere auch für die Bereiche der Kälte-, Klima- und Lüftungstechnik?
Frank Ernst: Unsere Mitglieder und Partner sind ganz unterschiedliche Marktteilnehmer. Dazu gehören unter anderem Hersteller, Ingenieurbüros, Anlagenbauer und Hochschulen. Durch unsere Arbeit stehen wir in intensivem Kontakt mit der Politik sowie mit Investoren, Kommunen, Städten und Betreibern. Durch diese Nähe können wir zielgerichtet Wissen austauschen. Alle zwei Jahre führen BTGA, FGK und RLT-Herstellerverband außerdem das interdisziplinäre TGA-Wirtschaftsforum durch. Es ermöglicht an zwei Tagen einen intensiven, umfassenden und zielgerichteten Dialog zwischen Technischer Gebäudeausrüstung, Architektinnen und Architekten, Projektmanagement, Bauindustrie und Immobilienwirtschaft.
Gerhard Vonbank: Wir setzen bei all unseren Bauprojekten auf einen frühzeitigen, umfassenden Planungsprozess. Denn: Je früher alle Beteiligten gemeinsam an einem Tisch sitzen, desto schneller, effizienter und erfolgreicher wird ein Bauprojekt verlaufen. Vor allem, wenn dieser Tisch ein digitaler ist und somit alle jederzeit auf dem gleichen Stand planen und kommunizieren können. Damit sparen wir Schnittstellen, Fehlerquellen und Abstimmungsaufwand.
Dr. Jan Witt: Der Erfolg einer Marktpartnerschaft basiert auf der Bündelung der Kräfte und der Kompetenzen. Die HEA bündelt als Marktpartnerverbund der Energiewirtschaft mit Industrie, Handwerk und Großhandel die Zusammenarbeit und Marktkommunikation in der Branche. Im Ergebnis profitieren Kunden von fachlich-neutralen Informationen und Serviceleistungen. Ob gesunde Innenraumluft, Wärmerückgewinnung oder Bautenschutz: Insbesondere die Lüftungstechnik berührt immer mehr interdisziplinäre Aufgabenstellungen im Gebäudesektor. Hier muss es selbstverständlich sein, dass die unterschiedlichen Gewerke und Marktpartner zielorientiert an einem Strang ziehen.
3. Der Aufbau eines so genannten „Business-Ökosystems“ kann eine Möglichkeit für Planende und Ausführende sein, sich nachhaltig am Markt zu positionieren: Ein Verbund von Unternehmen, die auf eine gemeinsame Wertschöpfung ausgerichtet sind. Dabei übersteigt die Leistung des gesamten Systems aus Sicht der Kunden die Summe der Einzelbeiträge der Beteiligten. Haben Sie einen Tipp für diesbezüglich Interessierte und wie können Sie sie konkret unterstützen?
Frank Ernst: Aus unserer Sicht müssen wichtige Grundvoraussetzungen erfüllt sein, um in Gesamtlösungen denken zu können, bei denen beispielsweise innerhalb eines Quartiers gewerbliche Abwärme für Wohngebäude, Schwimmhallen oder Gewerbegebäude genutzt wird. Zu den Voraussetzungen gehören Technologieoffenheit, politische Rahmenbedingungen und städtebauliche Voraussetzungen. Darüber hinaus sind vereinfachte Steuermodelle notwendig, da bei Nutzung von Abwärme in anderen Gebäuden der Emittent zum Versorger wird.
Gerhard Vonbank: Zunächst sind wir als Rhomberg Bau immer auf der Suche nach Partnerschaften, um die Projekte und damit Lebenswelten unserer Kund:innen und Partner:innen zukünftig noch attraktiver zu gestalten. Dabei sind alle Disziplinen und alle Ideen willkommen, gerne natürlich auch aus auf den ersten Blick branchenfremden Disziplinen.
Zudem sind wir im Unternehmensverbund selbst dran, die gesamte Wertschöpfungskette abzudecken – von der Ressourcengewinnung aus Abbau und verstärkt Recycling und „Urban Mining“ über Entwicklung, Bau, Nutzung, Sanierung, Umnutzung bis hin zum Rückbau. Neu hinzugekommen sind dafür jüngst die Themen Finanzierung („Rhomberg ventures“) und Energieberatung („Rhomberg Energie“). Dabei konzentrieren wir uns verstärkt auf Produkte oder besser: Lösungen. Denn danach suchen unsere Kund:innen. Mittelfristig werden wir gemeinsam mit unseren Partner:innen so zu einem „One-Stop-Shop“ und können jede Anfrage im Baubereich rasch und kompetent bedienen.