Im Laufe des Projekts konnte eine Bewusstseinsbildung für die Bedeutung der „Grünen Finger“ erhöht werden. Einerseits sind unterschiedliche bürgerschaftliche Initiativen zur „Rettung der Grünen Finger“ entstanden, andererseits ist die Sicherung der „Grünen Finger“ zum Thema des Kommunalwahlkampfs im September 2021 und eines kommunalpolitischen Diskurses geworden. Nach kontroverser Diskussion über den Umfang und Verbindlichkeit des Schutzes der „Grünen Finger“ hat der Rat der Stadt Osnabrück in seinem Beschluss vom 27. September 2022 „… den Wert der Grünen Finger als identitätsstiftendes und strukturgebendes Freiraumsystem mit herausragender Bedeutung für eine zukunftsfähige, klimaresiliente Stadt an[erkannt]. Er verpflichtet sich zu ihrem Schutz und zur Weiterentwicklung der Funktion der Grünen Finger für Klimaanpassung, Klimaschutz, Landschaftserleben, Biodiversität und Landwirtschaft.“
Dies erfordert eine grundlegende Veränderung in der Stadtentwicklung. Fragen der weiteren Siedlungsentwicklung und des Stadtumbaus müssen wieder stärker von den Freiräumen her gedacht und unter Berücksichtigung ihrer komplexen Wirkungen auf das Erreichen der Klimaschutz- und Klimaanpassungsziele umgesetzt werden.
Übertragbare Ergebnisse
Auch andere Städte stehen vor dieser Herausforderung, die widerstreitenden Interessen zu einem Aus-gleich zu bringen. Über Osnabrück hinaus hat das Projekt Empfehlungen formuliert, die den notwendigen Wandel fördern können:
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Die fachliche Identifikation klimaresilienter Grünstrukturen muss konsequent mit ko-kreativen, also auf echte Mitwirkung angelegten, Beteiligungsprozessen, verknüpft werden.
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Beim Planen des ko-kreativen Beteiligungsprozesses gilt es, ein Gleichgewicht zwischen verlässlichen Rahmenbedingungen und flexiblen Anpassungen zu ermöglichen.
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Um das komplexe Thema Klimaresilienz für die verschiedenen Akteursgruppen anschaulich zu machen, helfen gemeinsame Raumerkundungen („Walks“), Geschichten/„Storytelling“ (zum Beispiel bei Szenarien), Raumbilder und Metaphern („Grüne Finger“).
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Die aktuellen Herausforderungen verlangen ein stärkeres sektorenübergreifendes Arbeiten, das besonders in vielen Stadtverwaltungen noch nicht selbstverständlich ist.
Blau-grüne Lösungen
Abgesehen von der notwendigen Veränderung der Planungskultur sind konkrete Maßnahmen zum Verbessern der Freiräume, hier konkret der „Grünen Finger“, notwendig, damit sie angesichts des Klimawandels auch zukünftig wirksam ihre Funktionen erfüllen können. Neben dem Erhalten und Schaffen von Grün steht hier vor allem die Versorgung mit ausreichend Wasser im Vordergrund. Weniger Versiegelung, mehr Rückhalt und verlangsamte Abführung von Niederschlagswasser, kurz die Entwicklung unserer Städte zu „Schwammstädten“, sind ein zentraler Ansatzpunkt für verbesserte Klimaresilienz.
Auch in Osnabrück müssen einzelne „Grüne Finger“, zum Beispiel als Teil des „Schwammstadtkonzepts“, zu „Schwammbereichen“ entwickelt werden: Sie nehmen das Wasser aus den Siedlungsbereichen auf und speichern es zwischen, um auch über Trockenperioden hinweg eine optimale Kühlleistung zur Verfügung stellen zu können. Alle, die in ihrem urbanen Umfeld zur Klimaresilienz beitragen wollen, sollten auf einen ausreichenden Grünbestand, möglichst wenig Versiegelung und möglichst viel Rückhaltung von Niederschlagswasser achten und sich aktiv in Prozesse einer klimaresilienten Stadtentwicklung einbringen.
Prof. Hubertus von Dressler Professur Landschaftsplanung, Landschaftspflege Lea Nikolaus Wissenschaftliche Mitarbeiterin Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur, Hochschule Osnabrück 49009 Osnabrück lea.nikolaus@hs-osnabrueck.de https://www.hs-osnabrueck.de/wir/fakultaeten/aul/