Raumluft

Mehr als thermischer Komfort

Sanieren als Faktor für Gesundheit und Effizienz

Mittwoch, 11.01.2023

Damit Lüftungs- und Klimaanlagen in puncto Hygiene, Energie, Kosten und Brandschutz ordnungsgemäß betrieben werden können, müssen die Systeme regelmäßig gereinigt, überprüft und gewartet oder de- und neu montiert werden. Die wirtschaftlich sinnvolle Lösung stellt bei einem Großteil der Objekte eine Sanierung dar. Dass diese zugleich weitere Vorteile mit sich bringt, zeigen Beispiele aus der Praxis.

Finale Reinigung einer großen Lüftungsanlage.
Quelle: HBL Haidinger
Finale Reinigung einer großen Lüftungsanlage.

Während Lüftungs- und Klimaanlagen in der Regel ordnungsgemäß geplant, installiert und in Betrieb genommen werden, werden deren systematische Reinigung, Wartung und Instandhaltung häufig vernachlässigt – obwohl zum Beispiel die DIN EN 15780, VDI 6022-1, VO (EU) 517-2014, VDMA 24186-1, die Arbeitsstätten- und die Betriebssicherheitsverordnung anderes fordern. Negative Folgen davon sind Keime, Pilze, Schadstoffe und Viren, die sich im Betrieb innerhalb kurzer Zeit auf den Oberflächen der Luftleitungssysteme ansammeln können. Strömt saubere Frischluft darüber, können sich Verunreinigungen und Staub lösen und in Innenräume eindringen. Dies führt zu hygienischen sowie gesundheitlichen Problemen. Zudem bedeutet es einen höheren Reibungswiderstand, eine stärkere Brandgefahr (insbesondere bei Küchen und fettbelasteter Abluft), eine geringere Energieeffizienz, höhere Betriebskosten sowie einen unnötigen Druckabfall. Letzterer bedingt eine verminderte Luftwechselrate mit der Folge eines schlechteren Raumklimas: Bereits zehn Prozent weniger Luftwechsel reichen aus, um ein gesundes Raumklima in ein schlechtes zu verwandeln.

Bereits nach kurzer Betriebszeit lagert sich auf den Oberflächen von Luftleitungen Schmutz, Dreck, Staub und mehr an. Werden die Luftleitungssysteme von RLT- und Lüftungsanlagen nicht regelmäßig gewartet, besteht die Gefahr, dass sich die Verunreinigungen in der Luft lösen und mit dieser in die Räume eingebracht werden.
Quelle: Remus Marasoiu
Bereits nach kurzer Betriebszeit lagert sich auf den Oberflächen von Luftleitungen Schmutz, Dreck, Staub und mehr an. Werden die Luftleitungssysteme von RLT- und Lüftungsanlagen nicht regelmäßig gewartet, besteht die Gefahr, dass sich die Verunreinigungen in der Luft lösen und mit dieser in die Räume eingebracht werden.

Entscheidungsgrundlage: Prüfen und Bewerten

Geht es um die Wiederherstellung eines ordnungsgemäßen Zustands von Luftleitungssystemen, stehen generell Sanierung, Retrofitting oder eine Demontage und Neuinstallation zur Auswahl. Für die Entscheidung, welche Option jeweils die beste ist, sollte vor der Durchführung von Maßnahmen der technische Zustand und der Nutzungsbedarf systematisch festgestellt, bewertet und dokumentiert werden. Diese Inspektion umfasst dabei die

▪ Zustandsprüfung (wie Oberflächen- und Abnutzungszustand, Energieeffizienz, Zugänglichkeit, Alter von Ventilatoren, des Gerätes für die Raumlufttechik (RLT) und Luftleitungen), ▪ Funktionsprüfung und ▪ technische Prüfung in Form von Funktionsmessungen, wie zum Beispiel der Dichtheitsprüfung von Luftleitungssystemen.

Die Basis der Inspektion sollte – sofern vorhanden – eine Revisionsdokumentation als Biografie der RLT-Bestandsanlage sein. Anhand der resultierenden Bewertung sind dann empfehlenswerte Maßnahmen abzuleiten.

Die Instandsetzung eines Luftleitungssystems von rund 1.000 m2 ist in etwa
neun Tagen und mit sieben Arbeitsschritten durchführbar.
Quelle: Mez-Technik GmbH (Daten), Tina Weinberger (Darstellung)
Die Neuinstallation eines Luftleitungssystems von rund 1.000 m2 benötigt rund 52 Tage für 21 Arbeitsschritte. Eine Instandsetzung ist in etwa neun Tagen und mit sieben Arbeitsschritten durchführbar.

Wegweiser: Wirtschaftlichkeit

Lässt sich die Zustands- und Funktionsprüfung bei Wärmetauschern oder Ventilatoren aufgrund eindeutig definierter Systemgrenzen sowie einer meist guten Zugänglichkeit relativ einfach, teilweise auch mittels Sichtkontrolle, durchführen, ist dies bei oftmals weitverzweigten und schlecht bis nicht zugänglichen Luftleitungssystemen deutlich schwieriger und aufwändiger. So sind hier beispielsweise die Abnutzung der Oberflächen, Dichtungen, Vorlegebänder, der Zustand der Oberflächen in puncto Fettablagerungen und die verbleibende rechnerische Nutzungs- und Lebensdauer zu untersuchen. Diese ist in der VDI 2067 Blatt 1 (2) für Luftführungen und -kanäle mit 30 Jahren angegeben. Stellt sich bei den Prüfungen heraus, dass die Dimensionen, der Zustand und die rechnerische Lebensdauer ausreichend gut sind (sehr häufig der Fall), empfiehlt sich eine Sanierung oder ein Retrofit. Die Gründe sind im Vergleich zu einer Neuinstallation vielfach Kosten- und Zeiteinsparungen, wie eine vereinfachte Aufwands- und Kostenabschätzung zeigt. Ein weiterer Grund ist eine signifikante Verbesserung der Energieeffizienz, was nicht nur im Hinblick auf einen klimaneutralen Gebäudebestand bedeutsam ist, sondern auch zu geringeren Stromkosten und zu bezahlenden CO2-Äquivalenten beiträgt.

Dichte Systeme: Bessere Wirkung

Auf Basis eines Luftleitungssystems mit rund 1.000 m2 (dies entspricht meist rund 300 bis 400 lfm), betragen die Kosten einer Neuinstallation (bei einer vereinfachten Berechnung) alleine für Personal und Material mindestens 70.000 Euro. Hinzu kommen in der Praxis noch Kosten für Entsorgung, Transport, Logistik, Zwischendecken, Wanddurchbrüche und Einregulierung. Gut 80 bis 90 Prozent günstiger kommt hingegen eine Sanierung oder Instandsetzung des Luftleitungssystems, bei der die Abdichtung des gesamten Luftleitungssystems ein wichtiger Arbeitsschritt ist.

Weiterführende Informationen: https://www.mez-technik.de/

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