Ausbildung in Deutschland
Im Gegensatz zu den F-Gasen sind die Kältemittel mit einem niedrigen GWP-Wert (Kohlenwasserstoffe, CO2 und Ammoniak) gefährlicher für die unmittelbare Arbeitsumgebung der Personen. Ein fehlerhafter Umgang mit diesen Kältemitteln hat häufig gravierende Folgen (siehe Unfall in Dissen im Sommer 2017). Um diesen Gefährlichkeitsmerkmalen Rechnung zu tragen, bedarf es einer intensiven Schulung in Theorie und Praxis. In der dualen Berufsausbildung zum/zur Mechatroniker/in für Kältetechnik werden seit 2018 spezielle Inhalte zum Umgang mit Kohlenstoffdioxid und Kohlenwasserstoffen vermittelt. Auch in der Fort- und Weiterbildung wird der Umgang mit den Kältemitteln Ammoniak, CO2 und Kohlenwasserstoffen unterrichtet bzw. geschult. Ein vielfältiges Seminarprogramm der Bildungsanbieter der Branche ermöglicht den in Fachbetrieben Beschäftigten eine Weiterbildung zum Einsatz umweltfreundlicher Kältemittel. Aus den Schulungserfahrungen der letzten Jahre ist es aus unserer Sicht erforderlich, dass sich diese Maßnahmen sehr stark praxisorientiert ausrichten und fundiertes Wissen vermitteln. In Kurzmaßnahmen ist dies naturgemäß nicht möglich. Die Schulungsstätten benötigen eine umfangreiche zusätzliche Ausstattung für eine fundierte praktische Ausbildung. Das Kälteanlagenbauerhandwerk kennt die Randbedingungen zum Bau und zur sicherheitstechnischen Ausrüstung von Anlagen mit gefährlichen Kältemitteln. Die Bildungseinrichtungen des Kälteanlagenbauerhandwerks verfügen mit ihrem Fachpersonal und mit der vorhandenen Ausstattung über die Kompetenz, Schulungsmaßnahmen für natürliche Kältemittel in der erforderlichen Qualität durchführen zu können. Aus diesem Grund müssen die Aus- und Weiterbildung und die Schaffung einheitlicher Standards bei den Bildungseinrichtungen des Kälteanlagenbauerhandwerks verbleiben. Nur so kann sichergestellt werden, dass Kälte-, Klima- und Wärmepumpenanlagen sicher, regelkonform und energieeffizient errichtet werden.
Phase-Down
Die Beschaffung von Anlagen im Bereich der Kälte-, Klima- Wärmepumpentechnik ist größtenteils mit sehr hohen Investitionskosten verbunden, die Planung nimmt häufig einen Zeitraum von Monaten bis Jahren in Anspruch. Es handelt sich um langfristige Investitionsgüter mit Nutzungszeiten von häufig mehr als 15 Jahren. Hersteller und Betreiber sind deshalb auf verlässliche Rahmenbedingungen angewiesen. Der vorgeschlagene Phase-Down greift zeitlich sehr stark in die bestehende Planung von Unternehmen ein und verändert wirtschaftliche Rahmenbedingen, Investitionsentscheidungen und somit die Sicherheit von Arbeitsplätzen in entscheidendem Maße.
Die letzte F-Gase-Verordnung hatte einen Planungshorizont von 15 Jahren vorgegeben. Mit der jetzt angestoßenen Beschleunigung des Ausstiegs wird stark in die oben erwähnten wirtschaftlichen Randbedingungen eingegriffen. Vor dem Hintergrund von Entwicklungszeiten, wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen sowie Kältemittelverfügbarkeit für die Sicherstellung von Produktions- und Herstellungsprozessen in Wirtschaft und Industrie sehen wir die vorgeschlagene massive Reduzierung ab 2027 (also bereits in viereinhalb Jahren) als Gefährdungspotenzial für das Funktionieren ganzer Wirtschaftsbereiche. Vor dem Hintergrund der Vielzahl der aktuellen Herausforderungen für die Wirtschaft (Energiewende, Gasversorgung, Technologiewandel, Energieeffizienz, Lieferengpässe) halten wir es für wichtig, das bisherige Phase-Down-Szenario bis 2030 beizubehalten und danach die Reduzierung zu beschleunigen. Würde der geplante Vorschlag umgesetzt und ab 2027 nur noch 10% und ab 2030 nur noch 5,1% der Kältemittelmenge (bezogen auf 2015) zur Verfügung stehen, besteht eine große Gefahr für den Weiterbetrieb bestehender Anlagen unter anderem in der kritischen Infrastruktur (Serverräume, Krankenhäuser, Pharma- und Chemieindustrie, Versorgungssicherheit der Bevölkerung). Weiterhin sind diese Anlagen in vielen Fällen in Produktions-, Herstellungs- und Logistikprozesse eingebunden. Dieses große Risiko für die Ernährung und Gesundheit unserer Bevölkerung und für unsere Wirtschaft sollte nicht eingegangen werden.