Hierbei wird zunächst die Stückliste des Produkts analysiert und ermittelt, aus welchen Materialien es sich zusammensetzt. Für eingekaufte Komponenten, die in das Endprodukt eingebaut werden, sind diese Informationen in der Regel beim Lieferanten anzufragen. Um festzustellen, welche Umweltauswirkungen das Produkt während der Herstellungsphase verursacht, sind zudem der Energieverbrauch der verwendeten Maschinen sowie der im Produktionsprozess entstehende Abfall zu erfassen. Im Rahmen der Datenerhebung sind auch alle Transporte während der Produktlebensdauer festzuhalten. Dies bedeutet, dass die Entfernungen und Transportarten zum Anliefern der Rohstoffe und Komponenten, die innerbetrieblichen Transportwege und der Transport zum Kunden ermittelt werden müssen.
Um den Lebenszyklus der Produkte ganzheitlich zu betrachten, wird in die EPDs der Firma Kampmann auch die Nutzungsphase einbezogen. Da die Nutzung von Produkten zum Heizen und Klimatisieren von Gebäuden je nach Einsatzgebiet und Anwendungsfall variiert, ist zum Bilanzieren der Nutzungsphase ein Standard-Nutzungsszenario zu definieren. Für dieses werden die erforderlichen Wartungen, Reparaturen, der Ersatz von Komponenten sowie der Energieverbrauch während des Betriebs für die gesamte Lebensdauer des Produkts prognostiziert. Im Anschluss an das Erheben der Daten wird für das betrachtete Produkt eine Lebenszyklusanalyse erstellt, in der die erhobenen Daten in konkrete Umweltauswirkungen, wie das „Global Warming Potential“ (GWP, Treibhausgaspotential), überführt werden.
Das Erstellen der Lebenszyklusanalyse und der EPD im vordefinierten Berichtsformat kann durch den Hersteller selbst oder durch einen externen Ökobilanzierer erfolgen. Um die Vollständigkeit, Nachvollziehbarkeit und Logik der EPD-Daten zu prüfen, werden EPDs vor dem Veröffentlichen von einem unabhängigen Ökobilanzierer verifiziert. Erst dann erfolgt die Veröffentlichung auf einer Plattform eines EPD-Programmbetreibers, wie zum Beispiel der „EPD International AB“ oder dem Institut Bauen und Umwelt e.V..
EPDs aktuell alternativlos
Was bedeutet das nun für die technische Gebäudeausrüstung? Momentan findet ein Wandel von der reinen Energieeffizienzbetrachtung, die die letzten 15 Jahre maßgeblich von der Ökodesignrichtlinie getrieben wurde, hin zum Berücksichtigen der Umwelteinflüsse eines Produkts über dessen kompletten Lebenszyklus statt. Bauherren werden diese Informationen von den Komponentenherstellern zunehmend einfordern. Denn das Erstellen einer Gebäudeökobilanz wird massiv erleichtert, wenn immer mehr normierte Dokumente der verplanten Produkte verfügbar sind. Für die Hersteller bedeutet das schon heute, dass Umweltdaten für ihre Projekte genauso zum Standard gehören wie eine Bedienungsanleitung oder eine Konformitätserklärung. Zu diesem Zweck sind EPDs aktuell alternativlos.
Weiterhin können EPDs den Herstellern aufzeigen, an welchen Stellen das eigene Produkt noch Optimierungspotential bietet. Aktuell ist zwar noch nicht zu beobachten, dass EPD-Daten miteinander verglichen werden und nachhaltigere Produkte einen Vorzug bekommen, aber wenn mittelfristig Anforderungen – zum Beispiel hinsichtlich eines maximalen CO2-Budgets für ein Gebäude – aufkommen, wird dies auch direkte Auswirkungen auf Produkte der technischen Gebäudeausrüstung haben. Dann wird der CO2-Fußabdruck eines Produkts in absehbarer Zukunft zum kaufentscheidenden Vergleichskriterium.
[Marcel Rakers, Imke Klompmaker / Product Compliance Manager / KAMPMANN GmbH & Co. KG / 49811 Lingen (Ems) / info@kampmann.de]
Literatur
[1] Energieeffizienz in Zahlen, BMWI, 2021, S. 58. - [2] Ressourcen im Bauwesen (www.gebaeudeforum.de/wissen/ressourcen-und-emissionen/ressourcen-im-bauwesen) - [3] Die EU-Gebäuderichtlinie EPBD: Ein Überblick (www.gebaeudeforum.de/ordnungsrecht/energieeinsparrecht/epbd)